top of page

Wissenswertes

Kraft

Die Kraft ist neben der Koordination die wichtigste Voraussetzung, damit man die Kontrolle über den eigenen Körper hat. Ohne Kraft kann man seine Körperhaltung und die Bewegungen, die man vollbringen möchte, nicht kontrollieren. Umso mehr Kraft man hat, umso belastbarer und leistungsfähiger ist man. Zudem hat die Muskulatur auch einen Einfluss auf unser Erscheinungsbild. Das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl wird durch einen muskulösen Körper beeinflusst. Krafttraining ist nicht nur wichtig um seine Leistungsfähigkeit und Belastungstoleranz zu steigern, sondern auch für das Vorbeugen von Verletzungen und für die Erhaltung der Lebensqualität. Kraft wird immer mit Sport in Verbindung gebracht, jedoch ist Kraftauch notwendig, um den normalen Alltag zu bewältigen. Beispielsweise ohne Kraft in den Beinen kann man nicht gehen. Solche Dinge sind uns nicht bewusst, weil für die meisten Menschen diese Grundkraft, die man im Alltag benötigt, selbstverständlich ist.

 

Erscheinungsformen

Die Kraft kommt in verschiedenen Erscheinungsformen vor. Man unterscheidet zwischen Maximalkraft, Schnellkraft, Reaktivkraft und Kraftausdauer.

Maximalkraft

Die Maximalkraft ist die grösstmögliche Kraft, die das neuromuskuläre System bei maximaler willkürlicher Kontraktion auszuüben vermag. Weil die Maximalkraft bedeutet, dass man das Maximum aus einem Muskel heraus holt, beträgt die Maximalkraft immer 100%, egal wie stark oder schwach eine Person ist.[3]
"Relative Maximalkraft ist die Maximalkraft im Verhältnis zur Körpermasse. In Disziplinen, bei denen die Körpermasse getragen und/oder beschleunigt wird (Klettern, Kunstturnen, Laufen, Hochsprung und Skispringen), ist es von Vorteil, viel Kraft und wenig Masse zu haben. Das Gleiche gilt in Sportarten, bei denen die Athletinnen in Gewichtsklassen eingeteilt werden (Boxen und Judo) und in kompositorischen Sportarten (Rhythmische Gymnastik und Eiskunstlaufen)."

Beim Voltigieren ist es von Vorteil, viel Kraft aber wenig Masse zu haben. Im Voltigieren wird Haltearbeit benötigt. Man muss auf dem Pferd in unterschiedlichen Positionen den Körper für eine Zeit halten können, wie zum Beispiel in einem Handstand oder einer Standwaage. Natürlich braucht es dafür gut ausgebildete Muskeln am ganzen Körper, um diese Übungen zu turnen.Jedochmuss man nicht die maximale Kraft aufbringen, die möglich wäre. Wenn dies nämlich der Fall wäre, könnte ein Voltigierer nicht mehrere Minuten auf einem Pferd herumturnen, denn man kann nur eine kurze Zeit die Maximalkraft aufbringen. Maximalkraft ist für einen Voltigierer deshalb in Form von Haltearbeit sehr wichtig, ansonsten wäre es gar nicht möglich, Übungen auszuführen.

 

Schnellkraft

Die Schnellkraft besteht aus derFähigkeit des neuromuskulären Systems, dem eigenen Körper oder Gegenständen in möglichst kurzer Zeit einen möglichst hohen Kraftimpuls zu geben. Zur Schnellkraft gehört auch die Startkraft und die Explosivkraft. Wie es der Name schon sagt, wird die Startkraft beim Start benötigt. Die Starkraft ist die Fähigkeit, innerhalb von den ersten 30m/sec viel Kraft zu entwickeln. Die Explosivkraft ist die Fähigkeit, einen bereits begonnenen Kraftanstieg weiterzuentwickeln und möglichst viel Kraft in kurzer Zeit aufzubringen.

Schnellkraft ist im Voltigieren nicht sehr wichtig. Bei manchen Übungen wirkt sie mit, beispielsweise bei einem Aufsprung aufs Pferd, aber es ist nie die Hauptkraft, die für eine Voltigeübung benötigt wird.

Reaktivkraft

"Die Reaktivkraft ist die Fähigkeit des neuromuskulären Systems, in einem Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (DVZ) einen hohen Impuls zu realisieren, indem eine vorgespannte Muskelschlinge in kurzer Folge exzentrische und explosiv-konzentrische Arbeit leistet. In vielen Sportarten dominieren Aktionen, bei denen der konzentrischen Arbeit eine exzentrische Arbeit vorausgeht."[6] Man unterscheidet zwischen einem kurzen DVZ (<170 m/sec) und einem langen DVZ (>170 m/sec). Beispiele für einen kurzen DVZ sind Weitsprung, Bodensprung, Voltigieren, Ski-Abfahrtsrennen usw. Beispiele für einen langen DVZ sind Ausholbewegungen beim Speerwurf, Hochsprung beim Volleyballblock, usw.

Bei Absprüngen vom Boden auf das Pferd tritt der sogenannte Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus auf. Um Aufsprünge und Bodensprünge (vom Pferd auf den Boden und unmittelbar wieder aufs Pferd) korrekt auszuführen, wird eine gute Ausprägung der Reaktivkraft benötigt.

Kraftausdauer

Die Kraftausdauer ist die Ermüdungsresistenz des Nerv-Muskel-Systems gegen lang andauernde Kraftleistungen, während dynamischer oder statischer Muskelarbeit, die über einen längeren Zeitraum ausgeführt wird.

Kraftausdauer hat im Voltigieren eine grosse Bedeutung. Es ist wichtig, dass man eine Übung so lange halten kann, wie es nötig ist und nicht nach einer Sekunde schon die Spannung verliert. Im Training oder am Wettkampf muss man mehrere Übungen nacheinander turnen und die Muskeln werden für mehrere Minuten beansprucht. Das heisst, die Muskeln müssen nicht nur im Stande sein, eine Übung beliebig lange auszuhalten, sondern sie müssen bei einer ganzen Übungsabfolge aktiv sein.

Koordination

Die Koordination ist die Fähigkeit, Bewegungen mit Hilfe des Nervensystems zu steuern und zu regulieren. Hinter der Koordination und Kontrolle von Bewegungen und Körperhaltungen stecken Komplexe Prozesse für die Regulierung der Muskelaktivität. Gehirn und Rückenmark geben nicht einfach Befehle an die Muskeln ab, sondern jede muskuläre Aktivität wird sehr genau analysiert und reguliert und ununterbrochen den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Damit das Zentralnervensystem die notwendigen Informationen für die Regulierung der Muskelaktivität bekommt, ist das Bewegungs- und Stützsystem mit Rezeptoren ausgerüstet. Damit die Bewegungsregulation also funktioniert, braucht es einen ständigen Informationsaustausch zwischen dem Zentralnervensystem und den Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken.

Fähigkeiten und Fertigkeiten

Damit man die Motorik verbessern kann, sind koordinative Fähigkeiten die wichtigste Voraussetzung. Fähigkeiten sind angeboren, relativ verfestigt und können nicht neu erworben werden. Jedoch können sie durch das Lernen, Aneignen und Anwenden von konkreten Fertigkeiten entwickelt werden. Durch das genetisch limitierte Anpassungspotenzial ist ihnen aber ein Rahmen gesetzt. Umso besser die koordinativen Fähigkeiten entwickelt sind, umso besser kann man Bewegungen regulieren und umso einfacher ist es, Bewegungsfertigkeiten zu erlernen und anzuwenden.

Gleichgewichtsfähigkeit

Die Gleichgewichtsfähigkeit ist die Fähigkeit, den gesamten Körper im Gleichgewichtszustand zu halten oder während und nach umfangreichen Körperverlagerungen diesen Zustand beizubehalten beziehungsweise wiederherzustellen. Die Gleichgewichtsfähigkeit hat eine grosse Bedeutung für die Bewegungskoordination. Die Gleichgewichtskontrolle ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Man kann das Gleichgewicht jederzeit verlieren, deshalb ist bei Gleichgewichtsübungen hohe Konzentration gefragt. Rotationen um die Quer- oder Längsachse (beispielsweise Pirouette im Eiskunstlaufen) oder das Durchführen von Bewegungen auf hohen, beziehungsweise schmalen Gegenständen (beispielsweise Schwebebalken im Kunstturnen), erschweren die Gleichgewichtsanforderungen. Zudem sind die Anforderungen auch erschwert, wenn die Bewegung durch eine psychische Belastung geprägt ist. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine grosse Verletzungsgefahr besteht, falls die Übung nicht klappen wird. Besonders hohe Ansprüche an die Gleichgewichtsfähigkeit werden gestellt, wenn mehrere Personen in eine Übung involviert sind. Somit kommt noch das Anpassen an die anderen Personen dazu. Der Kopf beeinflusst die Gleichgewichtsanforderungen sehr stark. Durch das Drehen und Senken des Kopfes erhält man erschwerte Bedingungen und die Gleichgewichtsanforderungen werden erhöht. Man unterscheidet zwischen statischem und dynamischem Gleichgewicht. Die Fähigkeit, den Körper in Ruhestellung oder bei sehr geringer Bewegung im Gleichgewicht zu halten, wird statisches Gleichgewicht genannt. Dynamisches Gleichgewicht braucht man, um bei schnellen Bewegungen wie beispielweise Drehungen, die Balance zu halten.

Die Gleichgewichtsfähigkeit wird sehr früh entwickelt. Am besten lernen Menschen, wenn sie noch jung sind.Deshalb sollte die Gleichgewichtsfähigkeit bereits im Vorschulalter gefördert werden. Die Fähigkeit von Gleichgewicht ist in vielen Sportarten wichtig, vor allem auch um Stürze zu verhindern.

Im Unterschied zu Kunstturnen oder rhythmischen Gymnastik bewegt sich im Voltigieren der Untergrund beziehungsweise das Gerät, auf dem man seine Übungen turnt. Zusätzlich wird die Situation im Voltigierenerschwert, weil man nicht nur auf einemsich bewegenden Gerät turnt, sondern auf einem Lebewesen. Es kann immer sein, dass sich das Pferd nicht gleichmässig schnell bewegt. Damit man die Übungen auch bei erschwerten Umständen turnen kann, benötigt man statisches sowie auch dynamisches Gleichgewicht. Die Gleichgewichtsfähigkeit muss sehr gut ausgebildet sein und ist die wichtigste koordinative Fähigkeit eines Voltigierers.

Orientierungsfähigkeit

"Die Orientierungsfähigkeit ermöglicht es, die Stellung des Körpers im Raum zu erkennen und sich im Gelände, in einem Raum oder auf einem Spielfeld zurechtzufinden." Die Auffassung des Raums, in welchem man sich bewegt, spielt für die Orientierung, im Verhältnis zur eigenen Körperposition beziehungsweisezu den Bewegungen eine wichtige Rolle. Die Orientierung ist immer von der Situation abhängig und die Orientierungsfähigkeit muss somit immer auf eine spezielle Anforderung hinarbeiten.

Auch die Orientierungsfähigkeit spielt eine gewisse Rolle im Voltigieren. Ein Voltigierer muss sich frei bewegen und drehen können, ob auf dem Kopf, rückwärts, seitwärts oder vorwärts, ohne dass er die Orientierung verliert und vom Pferd fällt. Zudem wird auch Orientierung vorausgesetzt beim Zusammenspiel mit den Gruppenmitgliedern. Man muss sich orientieren können, wo beispielsweise der Arm der anderen Person ist, auch wenn man kopfüber steht. Durch die schnellen Lageveränderungen bei Drehungen des Körpers wird die Orientierungsfähigkeit erschwert. Dies ist beim Voltigieren vor allem bei Abgängen der Fall. Diese Fähigkeit ist nicht so wichtig wie die Gleichgewichtfähigkeit und muss im Training auch nicht speziell trainiert werden. Durch die Routine, die man in den Übungen durch mehrmaliges Wiederholen bekommt, wird diese Fähigkeit automatisch verbessert.

Reaktionsfähigkeit

"Die Reaktionsfähigkeit macht möglich, überraschende Situationen zu bewältigen, schnell, sinnvoll und effizient auf unterschiedliche Signale zu reagieren oder sich rasch und zweckmässig auf veränderte Bedingungen einzustellen."

Im Voltigieren ist es wichtig, eine gute Reaktionsfähigkeit zu besitzen, denn man sollte eine Einheit bilden mit dem Tier, das plötzlich anders reagieren könnte, als man erwartet.Es kann vorkommen, dass eine Übungen, vor allem in der Kür, nicht funktioniert. Man muss jederzeit gefasst sein und richtig reagieren können, damit man nicht vom Pferd stürzt und ein Unfall verhindert werdenkann. Beispielsweise sollte man vom Pferd abspringen, bevor man merkt, dass man hinunter fällt. Dazu gehört auch, dass man improvisiert. Wenn zum Beispiel am Wettkampf jemand hinunter fällt, turnt man weiter, als ob nichts gewesen wäre und gestaltet andere Übungen als geplant.

Differenzierungs-, Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit

"Die Differenzierungs-, Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit ermöglicht es, koordinative Herausforderungen situationsgerecht und ökonomisch zu lösen und Bewegungen leicht und exakt an wechselnde Situationen anzupassen."
Damit ein Sportler gute Leistungen erbringen kann, ist es wichtig, dass er mit unterschiedlichen Sportgeräten, Wettkampfplätzen, Bodenbelägen, Wetterverhältnissen, Lichtverhältnissen und anderen variierenden Situationen zurechtkommt. Ein Sportler muss sich an unterschiedliche Situationen anpassen können und beispielsweise nicht nur auf der Trainingsrennbahn eine gute Zeit laufen können.

Im Voltigieren muss sich der Athlet vor allem an die verschiedenen Pferde und auch an die unterschiedlichen Bodenbeläge anpassen können. Die Kunst eines Voltigierers ist es, auf unterschiedlichen Pferden gleich gut zu turnen, denn der Schwung und auch das Tempo ist von Pferd zu Pferd anders. Beim Gruppensport muss man sich an unterschiedliche Partner anpassen und mit jedem zurechtkommen. Natürlich kann eine Übung einfacher oder schwieriger werden, wenn plötzlich eine kleinere oder grössere Person einspringen muss.Man muss sich der neuen Situation anpassen und umstellen können.Somit ist sehr wichtig, dass auf unterschiedlichen Pferden trainiert und Partnerübungen mit unterschiedlichen Personen geturnt werden.

Rhythmus- und Rhythmisierungsfähigkeit

"Die Rhythmus- oder Rhythmisierungsfähigkeit ermöglicht es, den Rhythmus einer Bewegung zu erfassen, umzusetzen und Bewegungen rhythmisch zu gestalten."Damit man rhythmische Bewegungen überhaupt ausführen kann, ist das dynamische Gleichgewicht sehr wichtig.

Bei allen Übungen passt man sich dem Rhythmus des Pferdes an, damit man im richtigen Schwung ist. Bei der Pflichtübung Mühle am Wettkampf werden Punkte abgezogen, wenn man nicht im gleichen Rhythmus wie das Pferd turnt. Bei der Kür kommt es zusätzlich auf das Zusammenspiel mit der Musik an, was einen grossen Einfluss auf die Endnote hat. Deshalb ist es von Vorteil, dass man ein Rhythmusgefühl besitzt. Die Rhythmusfähigkeit wird durch die Routine automatisch verbessert, wird jedoch im Voltigieren nicht speziell trainiert.

 

Beweglichkeit

"Die Beweglichkeit ist die Fähigkeit, Bewegungen mit einer grossen Schwingungsweite beziehungsweise Bewegungsamplitude auszuführen."

Beweglichkeit ist eine Grundvoraussetzung, damit manBewegungen aller Art richtig ausführen kann. Nebst der grossen Bedeutung im Sport beeinflusst die Beweglichkeit die Lebensqualität (hauptsächlich im Seniorenalter).

Die Beweglichkeit hängt von der Struktur der Gelenke und der Länge und Dehnungstoleranz derBänder, Sehnen und Muskeln ab.

Die Beweglichkeit ist von Mensch zu Mensch verschieden. Zum einen ist Beweglichkeit genetisch bedingt und zum anderen kann sie gefördert beziehungsweise trainiert werden. Nebst den Genen beeinflussen auch emotionale Faktoren die Grundspannung (Muskeltonus) und die Dehnungstoleranz der Muskeln. Die Beweglichkeit nimmt mit dem Alter ab. Durch regelmässiges Dehnen kann die Beweglichkeit aber lange Zeit erhalten bleiben. Frauen sind in der Regel beweglicher als Männer, weil sie das Hormon Östrogen besitzen, das für eine geringere Gewebedichte und eine schwächere Grundspannung in den Muskeln verantwortlich ist. Nach dem Aufstehen ist der Körper meistens noch steif vom langen Liegen, deshalb ist die Beweglichkeit am Mittag und am Abend oft besser als am Morgen. Auch die Körpertemperatur und der Ermüdungsgrad wirken sich auf die Beweglichkeit aus. Nach einer körperlichen Belastung lassen sich die Muskeln besser dehnen, weil sie aufgewärmt sind und dadurch der Widerstand gegen das Dehnen herabgesetzt wird. Bei ermüdeten Muskeln ist die Dehnungstoleranz geringer als bei erholten Muskeln, was bedeutet, dass sie anfälliger für Verletzungen sind.

Im Voltigieren ist Beweglichkeit sehr wichtig. Bei vielen Übungen ist es sogar Voraussetzung, dass man eine hohe Beweglichkeit besitzt, denn ansonsten kann die Übung nicht korrekt ausgeführt werden. Am wichtigsten ist die Beweglichkeit in den Beinen und Schultern.Jeder Voltigierer sollte den Spagat beherrschen. Bei den Pflichtübungen Schere, Flanke und Fahne sowie bei diversen Kürübungen ist die Beweglichkeit in den Schultern sehr wichtig, um die Übung korrekt ausführen zu können. Für die Mühle, Nadel und weiteren Übungen braucht man Beweglichkeit in den Beinen.

Erscheinungsformen

Allgemeine Beweglichkeit

Man spricht von allgemeiner Beweglichkeit, wenn in allen Gelenken (vor allem Schulter-, Hüftgelenk und Wirbelsäule) eine gute Mobilität besteht und man sich ohne Einschränkung bewegen kann. Die allgemeine Beweglichkeit ist wichtig, um den Alltag ohne Einschränkungen zu bewältigen.

Spezielle Beweglichkeit

Die spezielle Beweglichkeit ist die Mobilität in einem bestimmten Gelenk, die für eine explizite Sportart erforderlich ist. Beispielsweise muss bei einem Speerwerfer das Schultergelenk eine spezielle Beweglichkeit aufweisen.

Aktive Beweglichkeit

"[Die aktive Beweglichkeit ist der] Bewegungsumfang in einem Gelenk, der durch die Kontraktion bestimmter Agonisten und die Dehnung ihrer Antagonisten erreicht wird."Die aktive Beweglichkeit ist also die Beweglichkeit, die nur mit der Muskelkraft des jeweiligen Agonisten erzielt wird. Sobald Kraft von anderen Körperteilen zur Beweglichkeit beitragen, gehört es zur passiven Beweglichkeit.

Passive Beweglichkeit

"[Die passive Beweglichkeit] ist die grösstmögliche Bewegungsamplitude, die eine Person mit Hilfe äusserer Kräfte ([Schwerkraft, Nachhelfen mit den eigenen Händen,] Partnerhilfe oder Geräte) erreichen kann. [...] Die aktive Beweglichkeit ist stets geringer als die passive Beweglichkeit.""[Die] Differenz zwischen der passiven und der aktiven Bewegungsamplitude [nennt man Bewegungsreserve]. Je grösser diese ist, desto leichter kann die aktive Beweglichkeit durch Krafttraining verbessert werden."

Dynamische Beweglichkeit

"[Die dynamische Beweglichkeit] ist die grösstmögliche Schwingungsweite, die eine Person dynamisch durch wechselnde Gelenkwinkelstellungen (z.B. durch Federn und Wippen) erreichen kann."

Statische Beweglichkeit

"[Die statische Beweglichkeit] ist die grösstmögliche Schwingungsweite, die eine Person über einen gewissen Zeitraum statisch halten kann."

Hypermobilität

Viele Menschen sind unbeweglich, wenn sie die Beweglichkeit nicht extra trainieren. Es ist aber auch das Gegenteil möglich, nämlich eine extreme übermässig ausgeprägte Beweglichkeit, die man Hypermobilität nennt. Weil die Bänder, Sehnen und Muskeln in diesem Fall sehr elastisch sind, ist die Hypermobilität oft mit einem Mangel an Gelenkstabilität verbunden.

Muskuläre Dysbalancen

Die muskuläre Dysbalance ist ein gestörtes Gleichgewicht zwischen verschiedenen Muskeln oder Muskelgruppen. Der Agonist ist verkürzt und der zugehörige Antagonist ist zu schwach. Muskuläre Dysbalancen werden nicht grundsätzlich als negativ betrachtet. Manchmal sind sie auch nützliche Anpassungen an einseitige Anforderungen in einer bestimmten Sportart. Das Risiko von Muskelverkürzungen ist bei Sportarten mit eher eingeschränktem Bewegungsumfang grösser, wie z.B. beim Joggen, als bei Sportarten, wo die Beweglichkeit eine leistungsbestimmende Komponente darstellt, wie z.B. beim Kunstturnen.

Muskeln, die zur Abschwächung und Überdehnung tendieren

- vorderer Schienbeinmuskel
- grosser Gesässmuskel
- gerader Bauchmuskel
- Rückenstrecker (oberer Anteil)
- innerer Anteil des Schenkelstreckers (Oberschenkelvorderseite)
- Halsbeuger

Muskeln, die zur Verkürzung tendieren

- grosser Brustmuskel
- Hüftbeuger
- Schenkelanzieher (Adduktoren)
- gerader Schenkelstrecker
- Beuger der Hand und der Finger
- Wadenmuskulatur (Zwillingswadenmuskel, Schollenmuskel)
- Kniegelenksbeuger
- tiefe Rückenstreckmuskulatur (unterer Anteil)

Ursachen von muskulären Dysbalancen

Zum einen kann eine muskuläre Dysbalance durch angeborene Anomalie der Knochenstruktur, beispielsweise in den Beinen entstehen. Oft entsteht eine Dysbalance aber durch einseitige Belastungen oder einseitiges Training. Beispielsweise sitzen viele Leute den ganzen Tag im Büro oder in der Schule. Das führt dazu, dass sich die Hüftbeuger verkürzen. Auch bei Verletzungen können Dysbalancen entstehen, weil man seinen Körper oft anders belastet, um dem Schmerz auszuweichen.

Schnelligkeit

"Die Schnelligkeit ist die Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, motorische Aktionen unter den gegebenen Bedingungen innerhalb eines minimalen Zeitabschnitts zu vollziehen."[32]

Man unterscheidet zwischen zyklischer und azyklischer Schnelligkeit. "Die zyklische Schnelligkeit ist die Fähigkeit, nach erfolgter Beschleunigung, sich bei zyklischen Bewegungsabläufen mit höchstmöglicher Geschwindigkeit fortzubewegen (Sprint, Radsprint, Eisschnelllauf). [...]"[33] "Die azyklische Schnelligkeit ist die Fähigkeit, einen azyklischen Bewegungsablauf so schnell wie möglich zu vollziehen (Starts, Beschleunigungen, Würfe, Sprünge). [...]"[34]Es gibt drei verschiedene Komponenten der Schnelligkeit: Reaktionsschnelligkeit, Aktionsschnelligkeit und Handlungsschnelligkeit. Die Reaktionsschnelligkeit ist die Fähigkeit, in kurzer Zeit auf bestimmte Signale zu reagieren. Beispielsweise muss ein Schwimmer oder Sprinter beim Startsignal schnell reagieren, damit er eine gute Zeit erreichen kann. Die Aktionsschnelligkeit ist die Fähigkeit, Aktionen mit hoher Geschwindigkeit auszuführen. Die Aktionen können zyklisch oder azyklisch sein und es ist wichtig, dass sie mit einer grossen Genauigkeit durchgeführt werden. Beispielsweise braucht ein Radfahrer eine hohe Tretfrequenz um beim Rennen mitzuhalten (zyklisch).Ein Boxer braucht eine hohe Schlagfrequenz um seinen Gegner zu besiegen (azyklisch). Die Handlungsschnelligkeit ist die Fähigkeit, in kurzer Zeit unübersichtliche Situationen zu bewerten, danach die beste aus mehreren Handlungsoptionen auszuwählen und schliesslich mit hoher Genauigkeit zu handeln. Zum Beispiel muss ein Volleyballspieler einen Angriff der Gegenspieler mit einer optimalen und situationsgerechten Abwehraktion verteidigen können.

Schnelligkeit wird im Voltigieren bei gewissen Übungen gebraucht. Notwendig ist, dass die Beine bei den Schwungübungen schnell sind und somit das bestmögliche aus dem Schwung mitgenommen werden kann.Ansonsten ist aber Schnelligkeit im Voltigieren nicht sehr wichtig. Deshalb habe ich bei meinen Übungen auch keine Schnelligkeitsübungen hineingenommen und die Theorie dazu nicht ausführlich formuliert.

Zusätzliche Anforderungen eines Voltigierers

Vertrauen zum Pferd und dem Longenführer

Das Pferd und der Longenführersind wichtige Komponente und immer Bestandteil eines Teams. Darum ist es sehr wichtig, dass man zum Pferd und dem Longenführer grosses Vertrauen hat und seine Übungen turnen kann ohne nachdenken oder Angst haben zu müssen, ob das Pferd auch brav seine Runden dreht.

Teamfähigkeit

Bei vielen Vereinen steht die Gruppe im Vordergrund. Einzelvoltigierer machen fast immer zusätzlich noch in einer Gruppe mit und bestreiten das Einzel als Ergänzung. Wenn man bei einer Gruppenkür zu zweit oder zu dritt auf dem Pferd steht und Übungen turnt, muss man einander blind vertrauen. Ein Steher beispielsweise vertraut hundert Prozent dem Heber, dass er ihn so gut wie nur möglich hält und der Obermann den zwei unteren Personen, dass sie ihn nicht fallen lassen. Wenn das nicht der Fall ist, passieren schlimme Unfälle. Jeder Athlet muss bereit sein, alles für sein Team zu geben.Er darf nicht nur an sich selbst denken, sonst funktioniert ein Team nicht richtig und der Gruppenzusammenhalt geht verloren.

Mut

Im Voltigieren ist es wichtig, dass man mutig ist. Man darf keine Angst haben, Übungen zu turnen, ansonsten kann man ab einem bestimmten Niveau nicht mehr mithalten. Auch vor Pferden und der Höhe, auf der man turnt, darf man sich nicht fürchten. Umso schwieriger die Übungen werden und umso höher zum Beispiel ein Obermann die Übungen ausführen muss, umso mehr Mut braucht es.

bottom of page